Aufruf#2

Die Nazis kommen – wir auch!

Was ist los?
Am Samstag, den 09. Juli 2011 wollen Neonazis in Krefeld am Neumarkt eine Mahnwache veranstalten. Thema ihrer Mahnwache ist die Forderung nach Todesstrafe für Sexualstraftäter_innen, die sie mit Parolen wie “Ein Baum, ein Strick, ein Schändergenick!” verdeutlichen. Dabei geht es den Neonazis nicht darum Opfer sexueller Gewalt zu schützen, sondern sie instrumentalisieren diese lediglich im Sinne ihrer menschenverachtenden Ideologie.

An dieser Mahnwache wird sich laut Ankündigung auch der Landesvorsitzender der NPD-NRW Claus Cremer beteiligen, der bereits zu einer Strafe wegen Volksverhetzung verurteilt wurde(1), sowie der Landesvorsitzender der JN-NRW Matthias Halmanns.

Die spinnen doch!
Mit der Mahnwache und ihrem Motto versuchen die Neonazis Ängste in der Gesellschaft für ihre Zwecke auszunutzen und Sorgen von Eltern für reaktionäre Forderungen zu missbrauchen. Den Neonazis geht es nicht um Schützen, sondern um Strafen, nicht um das individuelle Leid, sondern um die völkisch-ideologische Reproduktionsfunktion von Kindern, weshalb sich ihre Besorgnis auch nur auf (missbrauchte) deutsche Kinder beschränkt. Es geht ihnen nicht darum eine Gesellschaft ohne Kindesmissbrauch zu schaffen, sondern um autoritäre und kollektive Triebkontrolle. Wie heuchlerisch die vermeintliche Sorge der Neonazis um Kinder ist, zeigen die aktuellen Fallbeispiele, bei denen in der Kameradschaft die „Todesstrafe für Kinderschänder“ gefordert wird, um die eigenen sexuellen Neigungen zu verschleiern.(2)

Weg mit der Todesstrafe – weltweit!
Die Argumente für Todesstrafe sind immer wieder dieselben und immer wieder falsch. Die angebliche Abschreckungswirkung kann mit jeder Kriminalitätsstatistik aus Ländern mit noch vorhandener Todesstrafe widerlegt werden.(3) So ist in US-Bundesstaaten, die die Todesstrafe abgeschafft haben, die Mordrate niedriger als in Bundesstaaten, die noch an ihr festhalten. Auch sind die externalisierenden Vorstellungen von Sexualstraftätern falsch. So geschieht der meiste Missbrauch nicht durch einen „bösen Fremden“, sondern eher im Familien- und Bekanntenkreis.(4) Die Wahrscheinlichkeit Sexualstraftaten zu begehen ist deutlich höher, wenn die Täter selbst sexuellem Missbrauch, vorallem in der Familie ausgesetzt waren.(5) Die wissenschaftliche Literatur zu diesem Thema bietet einiges mehr an fundierten Strategien gegen Missbrauch von Kindern als populistische oder neonazistische Hetzpropaganda!

Auf geht’s!
Deshalb am 09. Juli in Krefeld auf die Straße – gegen die Mahnwache der Neonazis! Gegen den Missbrauch der Interessen von Opfern sexueller Gewalt! Lasst sie uns übertonen und dafür sorgen, die Mahnwache mit euren und unseren kreativen Ideen lahm zu legen.

Treffpunkt 13:30 am Neumarkt (für den Weg siehe Material).

(1) http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2005/12/16/a0008
(2) http://antifamarl.blogsport.de/2011/04/14/wer-am-lautesten-bruellt/
(3) http://www.initiative-gegen-die-todesstrafe.de/argumente.html
(4) Renate-Berenike Schmidt und Uwe Sielert (Hg.): Handbuch Sexualpädagogik und sexuelle Bildung. Weinheim/München: Juventa, 2008. S. 552.
(5) http://www.aerztezeitung.de/panorama/article/632313/sexueller-missbrauch-opfern-oft-taeter.html

 

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